Die umwälzenden politischen Ereignisse griffen auch in das Vereinsleben ein. Die folgenden Zeilen wollen objektiv nur das aufzeigen, was im Verein geschehen ist und was für die lückenlose Fortführung der Vereinsgeschichte nötig ist.
Mit Beginn des Jahres 1933 war die Neubesetzung des Dirigentenpostens vorzunehmen. Lehrer Paul Schuler entsprach dem Wunsche der Sänger, dem gesanglichen Streben des Vereins Lenkung und Richtung zu geben. Fast zur gleichen Zeit bedingte eine gebietsmäßige Neugliederung des Schwäb. Sängerbundes das Ausscheiden aus dem Kochergau. Viele Bande verbanden ihn seit langen Jahren mit diesem Gau-Bande, geknüpft auf vielen Sängerfesten und Sängertagungen. Doch auch im Ostgau, dem der Verein nun angehört, fand der Verein gute Aufnahme. (Heute steht der Verein wieder im Schwäbischen Sängerbund Region Kocher)
Die Vereinsaufführungen dieser Jahre, eine beliebte Auflockerung des Alltags, stehen allesamt auf beachtlicher Höhe, umso mehr als nie die eigentliche Aufgabe, gesanglich Gutes zu bieten, außer Acht gelassen wurde.
Das Jahr 1934 bringt einen Wechsel in der Vorstandschaft. Anton Stegmaier, der in 4-jähriger Tätigkeit in einer Zeit der Unruhe unbeirrbar an der Bewältigung der Aufgaben gearbeitet hatte, wurde von Johann Schneider abgelöst. Langer Verhandlungen bedurfte es, um ihn zu bewegen, sich ein zweites Mal als Vorstand zur Verfügung zu stellen. Der Entschluss, sich im gleichen Jahr am 33. Bundesliedfest in Heilbronn zu beteiligen, sollte dem Verein neuen Auftrieb geben. Die Sänger erleichterten durch fleißigen Singstundenbesuch die Vorarbeiten und es darf als beachtlicher Erfolg gewertet werden, wenn der verhältnismäßig kleine Verein mit Silchers „Abschied“ im Wertungssingen die Note „gut“ erreichen konnte. Die folgenden Jahre standen im Zeichen einer erstaunlichen Aufwärtsentwicklung. Eine Reihe wertvoller Chöre (mit „Chöre“ ist das Liedgut gemeint sind das Ergebnis der in Wintermonaten geleisteten Arbeit.
Wieder aber wird die Entwicklung durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges jäh unterbrochen. Die Gestellungsbefehle rufen die Sänger von Arbeit, Haus und Hof und aus frohem Sängerkreis an die Fronten. Das Häuflein wird immer kleiner und als der Dirigent einberufen wird, verstummte der Chorgesang. Immer wieder treffen die schmerzenden Nachrichten ein, dass treue Sänger und liebe Freunde Opfer des rasenden Krieges geworden seien. In aufrichtiger Trauer gedenkt heute der Verein seiner 5 gefallenen aktiven Sänger:
Rudolf Burkhardt, August Klein, Gregor Mütsch, Franz Rathgeb und Franz Schuster.
Sie, die in frohen und ernsten Stunden unentwegt die Treue hielten, werden in ehrendem Gedenken stets mit dem Verein verbunden bleiben. Über dem Schicksal des aktiven Sängers Georg Blank liegen die dunklen Schleier des Vermisst Seins. Auch ihm gilt unser Gedenken. Den Angehörigen aller aber wendet sich besonders aufrichtiges Mitgefühl zu.
Nach dem Zusammenbruch mit seinen Sorgen und Nöten, seinen Hemmnissen und Einschränkungen, scheint es zunächst unmöglich an einen Wiederaufbau des Vereins zu denken. Voll Sorge fragen sich die Sänger, ob wirklich und für immer die geistigen Werte des deutschen Liedes unter den Trümmern des Krieges verschüttet bleiben sollen. Doch wer könnte das Sehnen nach dem Männergesang für immer aus dem Sängerherzen reißen? Zwar ist es ein schüchterner Versuch, leider da und dort auch falsch verstanden und beargwöhnt, als eine bescheidene Zahl von Sängern als „Feuerwehrchor“ bei Baumann die ersten Singstunden aufsuchte. Am 17. September 1948 beschlossen 20 Sänger, den Verein unter dem alten Namen „Liederkranz Bühlertann“ neu zu organisieren. Alfred Gebhardt, seit 15 Jahren Mitglied des Vereins, wurde zum Vorstand gewählt. Josef Bolsinger seit Jahrzehnten bewährt als Sänger, geschätzt als Kassier und Schriftführer, übernimmt wieder die Kasse und führt die Aufschriebe über das Vereinsgeschehen. Das Vertrauen der Sänger berief unter anderem Josef Kurz in den Ausschuss. Sein sicheres gesangliches Empfinden, seine Erfahrung und sein goldener Humor auf der Vereinsbühne werden dem Verein unentbehrlich sein. Josef Egetenmeyr, immer in froher Sängerrunde heimisch, stellte seinen Eifer und sein Können ebenso gerne zur Verfügung. Alle aber bemühten sich aus dem Verein wieder das zu machen was er seit 100 Jahren immer war „eine Vereinigung zur Förderung und Pflege des Chorgesangs und der Geselligkeit“. Bald kann Dirigent Schuler wieder mit seinen Sängern bei Vereinsfeiern, Sängerfesten und Wertungssingen erfolgreich auftreten und das eingeübte Liedgut ist bis heute noch nicht im Verein verklungen.
Festgegründet steht der Verein in sich und im Leben der Gemeinde. Bis 1956 sind es 40 aktive Mitglieder die sich der Pflege des Liedes verpflichten. 20 passive Mitglieder, Gemeindeverwaltung und Bürgerschaft anerkennen die Verdienste des Vereins um Befruchtung und Belebung des kulturellen Lebens. Möge der Verein in den kommenden Jahrzehnten das Streben nach gesanglicher Reife und Vollendung stets lebendig bleiben. Möge in seinen Reihen aber auch nie verlöschen die Erinnerung an all die vielen, die selbstlos und beständig an seiner Gründung, seinen Bestand und Wiedererstehen mitgearbeitet haben.