1856 – Gründungsjahr

Verträumt und abgeschieden mag Bühlertann im trauten Tal des Heimatflüßleins damals dem Fremden erschienen sein. Noch zeigt sich die Kirche in ihrer ursprünglichen Gestalt, von der heute nur der Turm noch kündet. Die Bühler schlängelt sich, so wie es ihr Lust und Laune eingeben, durch das liebliche Tal. Die Verbindung mit der Ferne stellt die Straße dar, die vom Hällischen über Ellwangen hinüber zur Donau führt. Knarrend ziehen Frachtfuhwerke an der Gangolfskapelle vorbei zum Platz vor der Kirche. „Sonne“, „Stern“ und „Bären“ sind, gastliche Häuser. Gern labt sich der Fuhrmann am Bühlertanner Bier, während sich seine Gäule vor vollen Futterkrippen stärken. Schwer müssen sie sich ins Geschirr legen, denn die „alte Straße“ hinauf nach Fronrot ist steil und holperig. Ein Glück, dass notfalls der „Bergwirt“ bereit ist, Vorspann zu leisten.

Drunten im Dörflein arbeitet ein Küfer. Hell klingen die Schläge, wenn er Reifen auf die Fässer zieht. Heller aber klingt seine Stimme mitunter aus der Werkstatt draußen bei der Dorfmühle. Das Klappern der Mühle, das Wogen und Rauschen der Wasser sind ihm eine liebe Begleitung. Das ganze Dorf kennt seine Sangeslust. Bals scharen sich einige Sangesfreunde um ihn. Gerne lauscht man ihren Volksliedern. Der Küfer aber ist damit noch nicht zufrieden. Er will mehr. Er will eine Vereinigung, in der regelmäßig und gepflegt gesungen wird und er lässt nicht nach in diesem Streben. Es soll so sein wie im nahen Steinbach oder Ellwangen. Dort bestehen Gesangvereine.

Küfer Nonnenmacher, er ist der Nimmermüde, findet in Lehrer Augstenberger einen Gleichgesinnten, der bereit ist, die Dirigententätigkeit auszuüben. Schultheiß Klotzbücher steht helfend und beratend bei. Der Kreis wird größer. Johannes Straub, Alois Schneider, Provisor Bierlinger und Güterbuchskommissär Vogel sind an der Gründung des Liederkranzes beteiligt. Eines der ersten und eifrigsten Mitglieder ist Xaver Schäfer – „verdient durch seine Treue zum Verein, durch Fleiß im Besuch der Singstunden und beliebt durch seine Vorträge“.

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Die erste Seite aus dem „Protokoll-Buch für den Liederkranz Bühlertann“ – Aufgezeichnet Ende 1903 in Altdeutscher Schrift.

Der erste Vorstand, Posthalter Heid, muss ein gestrenger und gerechter Mann gewesen sein. Ihm passierte ein Missgeschick, eine Singstunde unentschuldigt zu versäumen und prompt verdonnert er sich selbst zu einer Strafe von 3 Kreuzern.

Der Verein müht sich um Ordnung und Ansehen, gepaart mit gesanglichem Streben. Schon im Jahre 1863 führt Vorstand Heid seine Sänger zu einem Preissingen beim Liederfest des Schwäbischen Sängerbundes in Öhringen. Die Sängerschar hat sich im Hinblick auf diesen Vorhaben vergrößert. Fleiß der Sänger und Fähigkeit des Dirigenten bringen den ersten Erfolg. Sie erringen mit dem Chor „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ von Mendelssohn die zweite Ehrengabe.   Sicher befürchteten die Sängerfrauen, ihre Männer seien wirklich in die weite Welt gezogen. Die Heimkehr muss nämlich sehr beschwerlich gewesen sein, sie dauerte „ein paar Tage“. Aber man findet eine Stichhaltige Entschuldigung. Noch will man sich der Eisenbahn nicht anvertrauen und von Öhringen nach Bühlertann ist es weit.

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